Schmuckabteilung im Technischen Museum
In der Schmuckabteilung im Erdgeschoss zeigt das Technische Museum an 18 Stationen Produktionsschritte und Techniken, die für die Pforzheimer Schmuckindustrie typisch sind. Es handelt sich nicht um eine einzelne historische Fabrikausstattung, vielmehr stammen die Maschinen aus unterschiedlichen Unternehmen und Zeiten.
Schmuckfabrikation
Zahlreiche Pforzheimer Fabriken der Schmuckindustrie waren spezialisiert auf Teilbereiche, andere produzierten mit großer Fertigungstiefe in zahlreichen Arbeitstechniken. Die Besucher sind eingeladen, den Weg der Produkte vom Entwurf über die Herstellung des Materials bis zur abschließenden Feinbearbeitung und Ausschmückung zu verfolgen. Die Pforzheimer Industrie setzte sowohl früh wie auch erfolgreich auf den Einsatz von Maschinen und die Elektrifizierung: Innerhalb der ersten zwei Jahre nach Eröffnung des Elektrizitätswerks im Juni 1895 nutzten bereits rund 180 Fabriken elektrische Antriebe. Zügig wurden Blechwalzen, Einrichtungen zum Ziehen von Drähten und dünnen Rohren (»Scharniere«) sowie Poliermaschinen motorisiert.
»Seriell – Punktuell«
Eine künstlerische Intervention in vier Teilen
Das historisch-maschinelle und handwerkliche Setting im musealen Umfeld ist Ausgangspunkt für die künstlerischen Interventionen von Elisabeth Heine, Susanne Hammer, Bernhard Thomas Klein und Sonja Utz. Mit ganz unterschiedlichen Ansätzen und künstlerischen Mitteln hinterfragen die Künstler wie beiläufig auch die Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten innerhalb des musealen Feldes. Ebenso setzen sie sich mit technischer Innovation, serieller Fertigung und den daraus resultierenden radikalen gesellschaftlichen Veränderungen in Hinblick auf traditionelle Handwerkstechniken und Berufsbilder auseinander. Das Künstler-Team lädt zu einer ungewöhnlichen und vielschichtigen Performance ins Technische Museum der Schmuck - und Uhrenindustrie Pforzheim.
Die bestehende Ausstellungsarchitektur wird durch das Platzieren und Arrangieren seriell gefertigter Objekte aus der Alltagskultur, die in ihrer Form und Materialität bereits eine künstlerische Transformation erhalten haben, überlagert und gestört. Elisabeth Heines »Tableware« siedelt sich auf den Maschinen an, macht sich breit im Raum und bestückt Werkbänke. Die künstlerisch-serielle Produktion und Installation korreliert mit dem Kontext der Museumspräsentation von Produktion, Serie und Mensch.
Die Schmuckarbeiten der Künstlerin Susanne Hammer wiederum, selbst im Spannungsfeld von industrieller und handwerklicher Fertigung angesiedelt, nehmen punktuell Bezug auf die verwendeten Produktionsmethoden der historischen industriellen Fertigung in Pforzheim, erweitern, untersuchen oder kontrastieren sie.
Die künstlerische Arbeit von Sonja Utz und Tabea Lübke entsteht unter dem Titel Menschen und Maschinen. »Jetzt verdrängt die Maschine den Menschen. Unter den richtigen Umständen wird sie ihm dienen.« (Oskar Wilde) Sie kreieren sprachlich emotionale Skizzen: Ein experimenteller Einsatz von Stimme und Ton mit einem Klangteppich historischer Maschinen verschmilzt zur künstlerischen Textcollage. Innewohnende Ordnung und Struktur lassen ein zugrundeliegendes Schema erkennen und verändern Wahrnehmung und Blickwinkel.
Bernhard Thomas Klein und Andieh Merk thematisieren »Verschwundene Berufe«. Tubaklänge und Saxophonkaskaden treten in Dialog mit verfremdeten Maschinengeräusche und beleben verschwundene Berufe: Kompositionen und Musiktheater zu Polisseuse und Gangmacher, Steinfräulein und Tigerer im Kabinett, Presser und Regleuse.
Elisabeth Heine – Installation »Tableware«
Susanne Hammer – Schmuckkunst
Bernhard Thomas Klein & Andieh Merk – Musik und Komposition
Sonja Utz & Tabea Lübke – Text und Klang